Berichte 2017

Raten zu Dekubitus und Sturz

Dekubitus und Sturz gelten als Indikatoren der Pflegequalität. Diese werden jährlich durch eine nationale Qualitätsmessung (ANQ) erhoben. Die Messung wurde im Jahr 2018 zum achten Mal durchgeführt.

Am Stichtag der Messung erheben am USZ jeweils zwei Pflegefachpersonen pro Abteilung die Daten. Sie führen eine Hautinspektion und eine Befragung durch und ergänzen diese mit Daten aus dem elektronischen Klinikinformationssystem. Die Datenerhebung entspricht im Wesentlichen den pflegerischen Routinetätigkeiten. Sie erfolgt jedoch im Rahmen der Messung besonders systematisch.

Für den nationalen Spitalvergleich werden risikoadjustierte Ergebnisse veröffentlicht, da nur diese einen Vergleich zwischen den Spitälern erlauben. Dabei wird berücksichtigt, dass Patientinnen und Patienten unterschiedliche Risiken haben, einen Dekubitus im Spital zu entwickeln oder im Spital zu stürzen (zum Beispiel Alter, Aufenthaltsdauer, Grunderkrankung). Das USZ veröffentlicht seine Werte im Längsvergleich auf einer Zeitachse von vier Jahren.

Definition und Klassifikation von Dekubitus und Sturz

Dekubitus

Gemäss der internationalen Definition durch das amerikanische und europäische «Pressure Ulcer Advisory Panel» (NPUAP-EPUAP) ist ein Dekubitus eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und/oder des darunterliegenden Gewebes infolge von Druck oder von Druck in Kombination mit Scherkräften [1].

Im Rahmen standardisierter Messverfahren erfolgt eine Einteilung in vier Kategorien. Sie reichen von einer nicht wegdrückbaren Rötung bei intakter Haut (Kategorie 1) bis zu totalem Gewebeverlust, freiliegenden Knochen, Sehnen oder Muskeln (Kategorie 4). Uneinstufbare, nicht klassifizierbare Gewebeschädigungen sowie vermutete unbekannte Gewebeschädigungen sind weitere mögliche Kategorien (NPUAP-EPUAP 2014).

Sturz

Der Prävalenzmessung zum Indikator Sturz liegt folgende Definition zugrunde: «Ein Sturz ist ein Ereignis, in dessen Folge die Patientin/der Patient unbeabsichtigt und unabhängig von der Ursache auf den Boden oder auf einer tieferen Ebene zu liegen kommt» [2].

Alle Sturzereignisse im Spital innerhalb von 30 Tagen vor dem Erhebungszeitpunkt werden erhoben. Patientinnen/Patienten mit anamnestischem Sturzereignis sind bei der Messung gemäss internationalen Evidenzkriterien als Risikopatientinnen/-patienten zu bezeichnen.

Resultate der Messung zu Dekubitus und Sturz 2018

2018 war die Teilnehmerrate mit 86.8 % überdurchschnittlich hoch. Von 683 verfügbaren Patientinnen und Patienten nahmen 593 an der Messung teil.

Das Durchschnittsalter der Patienten ist zum sechsten Mal in Folge leicht angestiegen und liegt bei 61 Jahren. Im Jahr 2013 lag das Durchschnittsalter noch bei 56.2 Jahren.

Die teilnehmenden Patienten wiesen durchschnittlich 4.4 medizinische Diagnosen auf. Die Aufenthaltsdauer der teilnehmenden Patienten lag am Erhebungstag bei 9.3 Tagen und ist somit zum vierten Mal in Folge zurückgegangen.

Die Pflegeabhängigkeit der Patientinnen und Patienten zeigt 2018 einen deutlichen Anstieg:

  • Der Prozentsatz der völlig abhängigen Patientinnen und Patienten erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr von 4.5% auf 5.6%.
  • Ebenfalls stieg der Prozentsatz von überwiegend abhängigen Patientinnen und Patienten von 5.7% im Vorjahr auf 8.6% an.
  • Der Prozentsatz teilweise abhängiger Patienten blieb mit 13% stabil.
  • Hingegen sank der Prozentsatz der überwiegend unabhängigen Patienten von 22.4% im Vorjahr auf 17.6%.
  • Die völlig unabhängigen Patienten zeigten einen diskreten Anstieg von 54.4% im Vorjahr auf aktuell 55.2%.

Vor dem Hintergrund des erhöhten Patientenalters und der gesteigerten Pflegeabhängigkeit sind die Messresultate 2018 für Dekubitus und Sturz zu betrachten:

Raten zu Dekubitus und Sturz

Quelle: Direktion Pflege und MTTB; Katja Bruni, Direktorin, Kathrin Horlacher, Leiterin Fachentwicklung, Katharina Bosshart

2018 2018 (%) 2017 2017 (%) 2016 2016 (%)
Dekubitus bei Spitaleintritt 21 3.5 10 1.8 8 1.4
Dekubitus im Spital erworben 29 4.9 20 3.4 18 3.3
Dekubitus gesamt 50 8.4 30 5.2 26 4.7
Stürze während des Spitalaufenthaltes im Zeitfenster von 30 Tagen 15 2.5 19 3.3 11 2.1
2018 2018 (%)
21 3.5

Für detaillierte Tabellenansicht

Die Dekubitus-Gesamtprävalenz ist im Berichtsjahr markant gestiegen. Am Stichtag wiesen 50 von 593 Personen (8.4%) einen Dekubitus auf. Dieser Anstieg kann neben dem Einfluss von Alter und Pflegeabhängigkeit im Zusammenhang stehen mit der besonders differenzierten Hautinspektion, die im Jahr 2018 vorgenommen wurde.

Die Sturzprävalenz sank im Vergleich zum Vorjahr. Innerhalb des Zeitfensters von 30 Tagen erlitten 15 Patientinnen und Patienten einen Sturz. 40% dieser Stürze hatten minimale Verletzungen zur Folge, z.B. Prellung, Quetschung oder Zerrung, die sich innerhalb weniger Stunden zurückbilden.

Präventionsmassnahmen

Auch bezüglich der Präventionsmassnahmen unterscheidet die ANQ-Messung im Modul «Dekubitus» zwischen Patientinnen und Patienten mit vorhandenem Dekubitusrisiko (jedoch ohne Dekubitus) und solchen mit vorhandenem Dekubitus. Die Resultate zeigen, dass ein erkanntes Dekubitusrisiko oder ein vorhandener Dekubitus zu vermehrten Präventionsmassnahmen führte. So erhöhte sich die Anwendung von Hautpflege mit Feuchtigkeits- oder Hautschutzprodukten von 65.9% auf 86%. Wechsellagerungen stiegen von 40.7% auf 54% an und der Einsatz von Spezialmatratzen erhöhte sich von 33.3% auf 58%. Die gezielte Bewegungsförderung nahm von 53.3% auf 64% zu bei Risikopatientinnen und -patienten ohne Dekubitus im Vergleich zu solchen mit vorhandenem Dekubitus. Die ergriffenen Massnahmen entsprachen der internationalen Evidenz [1].

Zu den Präventionsmassnahmen für Sturz oder sturzbedingte Verletzungen zählt beispielsweise das Überprüfen folgender Parameter: Medikation, Schuhwerk, Sehkraft, Hilfsmittel (z. B. Gehhilfen), Aktivitäten und Übungs- und Trainingstherapien. Weitere Interventionen sind Begleitung beim Gehen, Eins-zu-eins-Betreuung oder Anpassung der Umgebung (Bett an die Wand stellen oder Sturzhindernisse wegräumen). Die Ergebnisse der Messung 2018 zeigten, dass die Pflegefachpersonen ihre Bemühungen bei besonders gefährdeten Risikopatienten intensivierten, um einen erneuten Sturz zu vermeiden. Diese Bemühungen gilt es auch weiterhin zu verfolgen.

Mehr Monitoring

Der Anstieg der Dekubitusprävalenz erfordert Massnahmen. Ein bereits definierter Entwicklungsansatz besteht darin, direkt, gezielt und schnell im Rahmen des Qualitätszyklus einzugreifen, wenn auf einer Abteilung Sturz oder Dekubitus vorkommen. Die Abteilungen erhalten neu monatlich ein Sturz- bzw. Dekubitus-Reporting. Anhand des Reportings ist es möglich, unerwünschte Ereignisse zu analysieren und schnell abteilungsspezifische Verbesserungsmassnahmen zu ergreifen. Die Entwicklungsansätze fokussieren darauf, Patientinnen und Patienten durch evidenzbasiertes Pflegemanagement grösstmöglichen Schutz vor Dekubitus und Sturz zu bieten.

Referenzen

  1. National Pressure Ulcer Advisory Panel, European Pressure Ulcer Advisory Panel, & Pan Pacific Pressure Injury Alliance (NPUAP-EPUAP-PPPIA). (2014), Prevention and treatment of pressure ulcers: quick reference guide: international guideline.
  2. Kellogg International Work Group on the Prevention of Falls by the Elderly. (1987). The prevention of falls in later life. A report of the Kellogg International Work Group on the Prevention of Falls by the Elderly. Danish medical bulletin, 34 (Suppl 4), 1–24