Berichte 2017

Versorgung

Der rasche Wandel im Gesundheitswesen verlangt von den Leistungserbringern permanente Anpassungen in der medizinischen Leistung. Sie spielen daher zunehmend eine wichtige Rolle für die personalisierte Medizin, die Prävention, das Selbstmanagement durch Patientinnen und Patienten, die Digitalisierung, die interdisziplinäre und interinstitutionelle Zusammenarbeit sowie bei der Bewältigung der immer komplexer werdenden Krankheitsbilder an universitären Kliniken. Die Anstrengungen der Leistungserbringer werden durch Regularien überlagert. Dazu gehören zum Beispiel die Vorgaben, Patienten vermehrt$ ambulant statt stationär zu behandeln, oder die Verschärfung der Medizinprodukteverordnung. Die Unterfinanzierung von stationären Hochkostenfällen im DRG System beziehungsweise von komplexen ambulanten Sprechstunden im TARMED-Tarif schafft zudem Lücken in der Finanzierung. Dem gegenüber stehen die überdurchschnittlichen Verpflichtungen einer Universitätsklinik. Dazu gehören Leistungen wie die permanente Aufnahmebereitschaft für alle Patientinnen und Patienten, die Vorbereitung auf mögliche Grossunfälle, die Behandlung schwerwiegender Infektionen und die überdurchschnittliche Beteiligung an der Ausbildung von Fachkräften.

Mehr Patienten im ambulanten Bereich

Das USZ hat im Berichtsjahr erfolgreich zahlreiche Massnahmen fortgesetzt oder neue ergriffen, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Dies zeigt sich unter anderem in der Betreuung von mehr stationären Patienten bei einem höheren Case Mix Index (CMI) mit leicht verkürzter Aufenthaltsdauer. Die stationäre Patientenzahl stieg von 42’032 im Vorjahr auf 42’376 im Jahr 2018. Rund 800 Patientinnen und Patienten wurden nach den neuen Regeln ambulant statt stationär behandelt. Der CMI ist von 1.563 im Vorjahr auf 1.588 im Jahr 2018 gestiegen. Die mittlere Verweildauer sank von 6.7 auf 6.6 Tage. Im ambulanten Bereich wurden mehr Patienten gesehen (Vorjahr: 597’973 Visiten, 2018: 627’124 Visiten), was infolge der Revision des TARMED-Tarifs dennoch zu einer leicht geringeren Taxpunktzahl geführt hat. Sie betrug 2017 gut 274 Millionen und 2018 rund 273 Millionen.

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SUED2 und USZ Flughafen sind zwei Beispiele dafür, wie die Versorgung über die zahlreichen Kliniken und Institute des USZ hinweg integriert wird.

Neue Infrastruktur für medizinische Versorgung

Im Berichtsjahr wurden mehrere grosse Projekte der medizinischen Versorgung vorangetrieben. So liefen die Vorbereitungen für den Bezug des Gebäudes SUED2 im Spitalpark auf Hochtouren. Neben Intensivstationen und einem Endoskopiezentrum entsteht dort eine Poliklinik für acht verschiedene Kliniken. Sie verfügt über innovative Systeme für eine vereinfachte Disposition, eine bedarfsgerechte und flexible Kapazitätszuteilung und für den Einsatz neuer digitaler Mittel, um die Information der Patientinnen von stationären zu ambulanten Leistungen reagiert. Für das nächste grosse Projekt im ambulanten Bereich am USZ Flughafen liefen intensive Vorbereitungsarbeiten. Diese umfassten Aspekte wie die Bestimmung der Führungscrew, die Festlegung verschiedener baulicher Details sowie die Planung und gegenseitige Abstimmung des Angebots unter den über 30 beteiligten Kliniken. SUED2 und USZ Flughafen sind zwei Beispiele dafür, wie die Versorgung über die zahlreichen Kliniken und Institute des USZ hinweg integriert wird. Wesentlich tragen auch zahlreiche interdisziplinäre Besprechungen dazu bei: vom Röntgenrapport über die Morbiditäts- und Mortalitätskonferenz bis hin zum komplexen immunonkologischen Board.

Informatiksysteme immer wichtiger

Informatik spielt eine zunehmend wichtige Rolle in der medizinischen Versorgung. Ein herausragendes Projekt ist das Patient Data Monitoring System (PDMS). Damit werden in der Intensivmedizin und der Anästhesiologie die Papierakten ersetzt. Mit dem PDMS werden Daten leichter verfügbar, sie können zurückverfolgt werden und sind immer vollständig. Das System erleichtert es, zusätzliche Sicherheitsmassnahmen zu etablieren und klinische Forschung zu betreiben.

In weiteren Projekten wurden unter anderem die Verordnung von Chemotherapeutika, die Patientendisposition über mehrere Kliniken hinweg, aber auch der Einsatz künstlicher Intelligenz gefördert. Letztere kann eingesetzt werden zur Früherkennung von Infektionen, aber auch als Befundungshilfe für Fächer wie Dermatologie und Radiologie. Viel Aufmerksamkeit hat ein Projekt zur Virtual Reality im Bereich der Händehygiene erregt. Es hilft dem Nutzer dabei, zu realisieren, an wie vielen Stellen er Infektionserreger verbreiten kann, wenn er sich nicht an Hygienemassnahmen hält.

Weitere Projekte beziehen sich auf die informatikunterstützte Erhebung medizinischer Patientendaten (Anamnese), bei der Patientinnen und Patienten bereits vor dem Arztkontakt behandlungsrelevante Informationen in ein elektronisches System eintragen. Im Projekt Patient Reported Outcome Measures (PROM) wird das Behandlungsresultat

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Das USZ profiliert sich als erster Betreiber eines Brust-CT-Geräts zur kompressionsfreien Brustbildgebung.

Investitionen in innovative Technologie

Das USZ hat 2018 wesentlich in Spitzentechnologie investiert. Dank Vorbereitungen im Jahr 2018 wird 2019 ein Linearbeschleuniger mit integriertem MR-Gerät den Betrieb aufnehmen (MR Linac). Linearbeschleuniger werden zur Bestrahlung bösartiger Tumore an die zum Beispiel mit der Atmung wechselnde Positionen der Organe im menschlichen Körper. Sie ermöglicht damit gezieltere und schonendere Behandlungen. Das USZ profiliert sich als erster Betreiber eines Brust-CT-Geräts zur kompressionsfreien Brustbildgebung. Die Entwicklung und die Produktion innovativer Radionuklide für die Nuklearmedizin wurden erfolgreich vorangetrieben.

Verschiedene medizinische Highlights

Das USZ fördert seine medizinischen Schwerpunkte (kardiovaskuläre, neurologische und onkologische Erkrankungen) systematisch. Besonders hervorzuheben sind die innovative, minimalinvasive Behandlung von Herzklappenerkrankungen, Fortschritte in der Immuntherapie neurologischer Erkrankungen und die sehr aufwändige Zertifizierung des Comprehensive Cancer Center Zürich durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG). Das USZ verfügt mit 17 verschiedenen Organzentren über eine flächendeckend überprüfte Tumorbehandlung und damit über ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal. In den onkologischen Kliniken wurde stark in die Rekrutierung von akademisch aktiven onkologischen Kaderärzten investiert, die die medizinische Onkologie vorantreiben.

Dank verschiedener Innovationen in der Spitzenchirurgie konnten bisher beschränkt behandelbare Leiden besser therapiert werden. Beispiele aus dem Berichtsjahr umfassen die Behandlung angeborener Gehörlosigkeit und von Problemen des Brustmilchgangs sowie die Anwendung von Laser bei der Behandlung von Hirntumoren. Mehr Schwerverletzte überleben aufgrund früher Massnahmen, die durch das USZ, Schutz & Rettung Zürich und Rega gemeinsam entwickelt wurden. Die Reduktion von Blutverlust und die gezielte Medikation noch am Unfallort erhöhen die Überlebenschancen der Patienten massiv.

Patientensicherheit als oberstes Ziel

In der personalisierten Medizin wurden 2018 erneut Fortschritte gemacht mit immer genauerer Diagnostik (zum Beispiel im Rahmen einer Industriekooperation namens FoundationOne ®) und daraus abgeleiteter patientenspezifischer Therapie. Besonders profiliert haben sich die Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie sowie die Klinik für Infektiologie.Patientensicherheit steht für das USZ an oberster Stelle. Die Kampagne zur Reduktion der spitalassoziierten Infektionen wurde im Berichtsjahr fortgesetzt. Im Vergleich zum Vorjahr konnte die Infektionsrate deutlich reduziert werden (von 6.4 % im April 2017 auf 5.6 % im April 2018). Im Berichtsjahr wurde ausserdem eine Strahlenschutzfachstelle eingerichtet, die erfolgreich die entsprechenden BAG-Audits begleitet hat. Wie in einer universitären Institution üblich, wird auch diese Dienstleistung erweitert. So untersuchen wissenschaftliche Projekte zum Beispiel den Effekt von verschiedenen Massnahmen zur Strahlenreduktion in der Computertomografie oder in der PET-Bildgebung.

Nicht nur in der eigentlichen medizinischen Versorgung, sondern auch in unterstützenden Bereichen wurden Fortschritte gemacht, die direkt oder indirekt den Patientinnen und Patienten zugutekommen. Dazu gehören auch die Einrichtung eines neuen Logistikzentrums in Schlieren oder ein Pilotprojekt für den Transport von Laborproben mittels Drohnen.