Berichte 2017

Programm für den rationalen Gebrauch von Antibiotika

Die Antibiotikaresistenz gehört zu den grössten Risiken und Gefahren der ambulanten und stationären Medizin eines grossen Zentrumsspitals. Die hochspezialisierte Medizin – mit vielen onkologischen Patientinnen und Patienten, die durch die Therapie immungeschwächt sind, mit Patienten nach Organtransplantation, Patienten auf Intensivstationen und Patienten mit Immunkrankheiten oder entzündlichen rheumatologischen Erkrankungen – ist nur dank Antiinfektiva möglich. Zu den Antibiotika gehören nicht nur Antibiotika, also Medikamente gegen Bakterien, sondern auch Medikamente gegen Pilze, Viren oder Parasiten.

Die Mechanismen der Resistenzentwicklung gegenüber Antiinfektiva sind vielfältig und komplex. Neben Faktoren, die lokal beeinflusst werden können, spielen auch Faktoren eine wichtige Rolle, die lokal oder durch Spitäler nicht beeinflussbar sind. Dazu zählen etwa die Globalisierung, die Mobilität von Mensch, Tier und Nahrungsmitteln, das Verhalten in der Medizin im Ausland oder die Produktion von Nahrungsmitteln im Ausland. Der Gebrauch von Antibiotika ist in der Schweiz weniger häufig als im Ausland. Die Schweiz gehört weltweit zu den Ländern, in denen Antibiotika vorbildlich eingesetzt werden. Im Vergleich zum Ausland ist auch die Resistenzrate tief.

Wichtige Prävention der Antibiotikaresistenz

Die Antibiotikaresistenz gefährdet eine erfolgreiche Antibiotikatherapie oder macht die Antibiotikatherapie komplizierter oder teurer. Zur Prävention der Antibiotikaresistenz müssen alle Stakeholder, insbesondere universitäre Zentrumsspitäler, aktiv beitragen.

Im USZ befasst sich die Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene, die Mitte der 70er Jahre aufgebaut wurde, mit der Antibiotikatherapie und mit Spitalinfektionen. Der erste Lehrstuhlinhaber in Infektiologie, Prof. Rainer Weber, hat gemeinsam mit seinem Team ab 2005 das Programm «Rationaler Gebrauch von Antibiotika» (Engl. Antibiotic Stewardship) aufgebaut.

Wichtige Elemente des Programms sind:

  • Überwachung des Gebrauchs von Antiinfektiva und der Antibiotikaresistenz
  • Verfassen von Guidelines zum Antibiotikagebrauch
  • Interventionen zum besseren Gebrauch von Antiinfektiva
  • Lehre (Aus-, Weiter-, Fortbildung) von Ärztinnen und Ärzten, Pflege und anderen Medizinalpersonen im USZ und ausserhalb des USZ, inkl. Grundversorger
  • Konsiliardienst für das USZ und verschiedene andere Spitäler im Kanton Zürich
  • Forschung im Gebiet
  • Austausch mit nationalen und internationalen Stakeholdern

Resistenzraten 2017 im Benchmark

Antimikrobielle Resistenzraten in Prozent

Quelle: Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene, Prof. Dr. Rainer Weber, Klinikdirektor

USZ Schweiz
Escherichia coli: Resistenz auf Chinolone (Harnwegsinfekte/urogenital) 18 21.1
Escherichia coli: Resistenz auf Piperacillin-Tazobactam 2 4.6
Staphylococcus aureus: Resistenz auf Methicillin 6 7.7
Pseudomonas aeruginosa: Resistenz auf Meropenem 13 12.7
Pseudomonas aeruginosa: Resistenz auf Piperacillin-Tazobactam 14 14.1
Pseudomonas aeruginosa: Resistenz auf Chinolone 16 15.7
Enterococcus faecium: Resistenz auf Vancomycin 3 3.5

Für detaillierte Tabellenansicht

Die antimikrobielle Resistenzrate wird in einer nationalen Datenbank (ANRESIS) für bakterielle Erreger, die sehr häufig oder sehr wichtig sind, erhoben. Ein Vergleich der Daten für das Jahr 2017 zeigt, dass die Resistenzsituation für das USZ im Vergleich zur Schweiz besser (für die meisten erhobenen Erreger) oder gleich (für Pseudomonas aeruginosa) ist.