Berichte 2017

Schutz für die Lungen der Kleinsten

Bereits 2015 konnten Forschende aus neun Ländern in einer Studie die positive Wirkung von Budesonid auf die Vorbeugung der chronischen Lungenerkrankung bei Frühgeborenen nachweisen. Im Januar 2018 wurden die Langzeitergebnisse veröffentlicht. Diese zeigen, dass die neurologische Entwicklung von Frühgeborenen, die zum Schutz ihrer Lungen Budesonid inhalierten, nicht negativ beeinträchtigt wird.

Die Lungen von Kindern, die zu früh auf die Welt kommen, sind sehr empfindlich. Häufig entwickeln Frühgeborene daher eine chronische Lungenerkrankung, die schwerwiegende Auswirkungen auf das weitere Leben haben kann. Zu den möglichen Folgen der chronischen Lungenerkrankung gehören der Tod noch im Säuglingsalter und die Beeinträchtigung der geistigen und körperlichen Entwicklung, falls die betroffenen Kinder überleben.

Die Ursachen für die chronische Lungenerkrankung, auch «Bronchopulmonale Dysplasie» genannt, sind vielfältig, wobei Entzündungsprozesse eine zentrale Rolle spielen. Daher kommen zur Behandlung der Bronchopulmonalen Dysplasie Glukokortikoide zum Einsatz, die zur Gruppe der entzündungshemmenden Steroidhormone gehören. In einer gross angelegten Studie wurde untersucht, ob die Inhalation von Budesonid, einem Wirkstoff aus der Gruppe der Glukokortikoide, einen Einfluss auf die Bronchopulmonale Dysplasie und das Überleben von Frühgeborenen sowie deren neurosensorische Entwicklung hat.

Grösste neonatologische Studie in Europa

Für die «Neonatal European Study of Inhaled Steroids» (NEUROSIS), wurden 863 Frühgeborene, die vor der 28. Schwangerschaftswoche geboren wurden, in 40 Studienzentren in neun Ländern erfasst. Das macht NEUROSIS zu einer der grössten, jemals in Europa initiierten, randomisierten Studien bei Frühgeborenen.

Die primären Ergebnisse der Studie wurden 2015 veröffentlicht und zeigten klar und zum ersten Mal, dass die Inhalation von Budesonid die Brochopulmonale Dysplasie bei Frühgeborenen statistisch signifikant reduziert (Bassler D. et al, NEJM 2015). Dem stand gegenüber, dass die absolute Zahl der im Studienzeitraum verstorbenen Kinder in der Behandlungsgruppe höher war als in der Placebogruppe.

Wichtiger Erkenntnisgewinn durch Langzeitstudie

Von besonderem Interesse waren nun die Langzeitergebnisse der Studie, da man aus der Literatur weiss, dass sich systemische Steroide, insbesondere bei Gabe in den ersten Lebenstagen, negativ auf die neurologische Entwicklung der Frühgeborenen auswirken und das Risiko einer Zerebralparese erhöhen können.

Die Nachuntersuchung der Studienteilnehmenden zeigt, dass sich die neurosensorische Entwicklung der Kinder im Alter von zwei Jahren nicht zwischen der mit Budesonid behandelten und der Placebo-Gruppe unterscheidet (Bassler D. et al, NEJM 2018). Der bereits früher beobachtete Mortalitätsunterschied blieb bestehen. Frühgeborene, die mit Budesonid inhaliert hatten, wiesen kein erhöhtes Risiko für eine zerebrale Bewegungsstörung auf.

Die Langzeitergebnisse der Studie bedeuten einen wichtigen zusätzlichen Erkenntnisgewinn, da der Einsatz von inhalativen Glukokortikoiden auf neonatologischen Stationen in Europa, Asien und den USA weit verbreitet ist, vor der Veröffentlichung der NEUROSIS-Ergebnisse aber wenig über Vorteile und Risiken dieser Behandlung bekannt war.

Long-Term Effects of Inhaled Budesonide for Bronchopulmonary Dysplasia.
Early Inhaled Budesonide for the Prevention of Bronchopulmonary Dysplasia.