Berichte 2017

Klinik für Neurologie, Neurochirurgie und Neuroradiologie

Das USZ hat im Jahr 2013 das Schlaganfallzentrum eröffnet, ein interdisziplinäres universitäres Zentrum für die Behandlung von Schlaganfall. Das Zentrum am USZ stellt die umfassende Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Schlaganfall sicher, dies auf dem neusten Stand der klinischen Forschung. 

Das Zentrum betreut zudem die Partnerspitäler im Schlaganfallnetzwerk Zürich telemedizinisch und bietet Fort- und Weiterbildungen an. Die Schlaganfallforschung mit grundlagenwissenschaftlichen und klinischen Studien ist ein Schwerpunkt in Kooperation mit nationalen und internationalen Zentren.

Schnelle Erstversorgung

Das Zentrum hat 2018 1962 Patientinnen und Patienten behandelt, das sind 8,8 Prozent mehr als im Vorjahr.

Wichtiges Kriterium für die Qualität der Schlaganfallakutbehandlung ist die Zeitdauer zwischen Eintritt und Bildgebung (door-to-imaging time, DTI) und intravenöser Lysetherapie (door-to-needle time, DTN) und Thrombektomie (door-to-groin time, DTG). Jede Minute bis zum Beginn einer Revaskularisierungstherapie (Lyse) zählt, um Hirngewebe zu erhalten (time is brain). 

Mit dem Swiss Stroke Registry (SSR) kann die Geschwindigkeit der Erstversorgung als kritischer Parameter und Zielmass für die Qualität der Versorgung ausgewiesen und im Vergleich zu anderen Schweizer Zentren bewertet werden. Eine optimale Versorgung des Schlaganfalls in der Akutphase ist wichtig.

Zeitdauer Erstversorgung, Median in Minuten

Quelle: Klinik für Neurologie, Prof. Dr. Michael Weller, Klinikdirektor, Prof. Dr. Andreas Luft, Leiter des Schlaganfallzentrums

Zeitdauer: Median in Minuten 2018 2017 2016 2015 2014 Spitäler des SSR Zielbereich
Zwischen Erstkontakt mit dem Patienten und Komplettierung des CT oder MRI 25 22 24 26 26 24 25
Zwischen Erstkontakt und Beginn der intravenösen Thrombolyse 46 38 43 53 51 44 40
Zwischen Erstkontakt und Beginn der endovaskulären Thrombektomie/Lyse 119 129 160 180 167 123 90
2018 Spitäler des SSR
25 24

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Im nationalen Vergleich liegen die Zeiten auf ähnlichem Niveau wie die der anderen Stroke-Center. 

Im Jahr 2018 wurden die Prozesse der Thrombektomie optimiert, was sich wiederum in einer Reduktion der Zeit zwischen Eintritt und Lyse zeigt. Weitere Verbesserungsmassnahmen sind in Planung. 

Seit 2018 werden alle Patienten in die Auswertung miteinbezogen, auch solche, die sich in der Akutphase verschlechtern und die erst dann einer Intervention zugeführt werden. Diese Erweiterung des Monitorings ergibt ein genaueres Bild der Abläufe in der Akutphase. Die Zeitdauer zwischen Eintritt des Patienten und der Thrombektomie wird in der folgenden Grafik dargestellt.

Verteilung Patienten über Zeitdauer (in Minuten)

Quelle: Klinik für Neurologie, Prof. Dr. Michael Weller, Klinikdirektor, Prof. Dr. Andreas Luft, Leiter des Schlaganfallzentrums

Klinik für Neurochirurgie

Die Klinik für Neurochirurgie des USZ ist ein Zentrum der hochspezialisierten Medizin, das das komplette Spektrum der Neurochirurgie abdeckt. Die Klinik ist spezialisiert auf Operationen bei Erkrankungen von Gehirn und Rückenmark mit Schwerpunkt in der Behandlung von Hirntumoren, Gefässerkrankungen, Epilepsie und Bewegungsstörungen bei Erwachsenen und Kindern. Im Bereich Wirbelsäule liegt der Fokus auf Rückenmarkstumoren, Bandscheibenvorfällen und Operationen bei engem Spinalkanal. 

Seit 2014 werden alle operativen Behandlungen, Komplikationen sowie der Outcome-Status in einem Register erfasst. Im Jahr 2018 wurden insgesamt 1489 Operationen durchgeführt. Dieses Patientenregister liefert gesicherte Daten auch für die Kommunikation mit zuweisenden Ärzten und mit Patienten. Umgekehrt beeinflusst das Register die klinische Praxis, weil es eine vollständige Dokumentation erfordert und eine kontinuierliche Anpassung der Behandlungspfade sicherstellt.

Eine besonders wichtige Messgrösse  ist das Auftreten von postoperativen Infektionen. Mit einer Rate von 3,2 Prozent liegt die Klinik für Neurochirurgie unter dem üblicherweise geforderten Grenzwert von 4 Prozent, was auf ein insgesamt gutes Hygienemanagement hindeutet.

Postoperative Infektionsrate in Prozent

Quelle: Klinik für Neurochirurgie, Prof. Dr. Luca Regli, Klinikdirektor

2018 Zielwert
Postoperative Infektionsrate in % 3.2 4

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Modernste Technik ermöglicht diese Behandlungserfolge und eine Minimierung des intraoperativen Risikos für Patientinnen und Patienten. Im Einsatz sind ein intraoperatives 3-Tesla-MRI, intraoperativer Hochfrequenzultraschall, multimodales intraoperatives Neuromonitoring zur intraoperativen Überwachung der Nervenfunktion und ein intraoperatives Computertomographiegerät. Darüber hinaus werden die allermeisten Operationen mit dem Operationsmikroskop und unter Verwendung einer Neuronavigation durchgeführt. Im September 2018 konnte an der Klinik für Neurochirurgie erstmals in der Schweiz eine neue, minimal-invasive Behandlungsmethode für Gehirnmetastasen durchgeführt werden. Bei der sogenannten Stereotaktischen Laserablation wird, über ein winziges Bohrloch im Schädelknochen, ein dünner Laserkatheter zielgenau in die Metastase vorgeschoben und das Gewebe unter MRI Kontrolle gezielt verödet. Eine offene und zumeist Risiko-reichere Operation am Gehirn entfällt.

Die Klinik für Neurochirurgie leistet einen grossen Aufwand, um die Qualität der Behandlungen sowie die Reduktion von Risiken und Komplikationen zu dokumentieren. Dieses Qualitätsmonitoring führt im Jahr 2018 zu mehreren Publikationen [1-3]. Diese Publikationen erlauben den Vergleich mit anderen Zentren weltweit.

Referenzen

[1] Maldaner, N., J. Sarnthein, O. Bozinov, L. Regli,M.C. Neidert, Neurosurgery in octogenarians: A prospective study of perioperative morbidity, mortality, and complications in elderly patients. World Neurosurg, 2018. 110: p. e287-e295.

[2] Schenker, P., L.H. Stieglitz, B. Sick, M.N. Stienen, L. Regli,J. Sarnthein, Patients with a normal pressure hydrocephalus shunt have fewer complications than do patients with other shunts. World Neurosurg, 2018. 110: p. e249-e257.

[3] Stienen, M.N., D.Y. Zhang, M. Broggi, D. Seggewiss, S. Villa, S. Schiavolin, O. Bozinov, N. Krayenbuhl, J. Sarnthein, P. Ferroli,L. Regli, The influence of preoperative dependency on mortality, functional recovery and complications after microsurgical resection of intracranial tumors. J Neurooncol, 2018. 139(2): p. 441-448.

 

Klinik für Neuroradiologie 

Die Klinik für Neuroradiologie erbringt sämtliche diagnostischen und therapeutischen (interventionellen) neuroradiologischen Leistungen für ambulante und stationäre Patienten des USZ auf höchstem medizinischen Niveau und mit Hilfe modernster bildgebender Verfahren und Mikrokathetertechniken. 

2018 hat die Klinik mit dem Aufbau eines Qualitätsmanagements gestartet. Eine Leitende Ärztin ist für die Implementierung in den kommenden Jahren verantwortlich. Der Fokus liegt besonders auf Sicherheit, Strahlenschutz, Digitalisierung und Forschungskoordination. Die Massnahmen tragen zu einer Verbesserung der Daten-, Organisations- und Versorgungsqualität bei. Im Rahmen einer systematischen Weiterentwicklung der Klinik wurden 2018 mehrere Massnahmen mit unterschiedlichen Laufzeiten definiert, umgesetzt oder gestartet.    

  • Zur Optimierung der Magnetresonanzuntersuchung (MR) erfolgte im Rahmen der Digitalisierung der Klinik die Umstellung der handschriftlichen Visierung (Visierung = individuelle Festlegung durch einen Neuroradiologen, welche MR-Untersuchung wie und wann durchgeführt wird) auf die elektronische Form. 
  • Die neu definierten MR-Protokolle ermöglichen spezifischere Untersuchungen, geringere individuelle Variabilität (unter anderem wichtig für Verlaufsuntersuchungen), bessere Planbarkeit und zum Teil auch kürzere Untersuchungszeiten. Die strukturierte Terminierung der Patienten durch die Disposition und die Zuordnung passender Untersuchungsslots im MR-Zentrum Nord wurden erleichtert, die Geräteauslastung verbessert. 
  • Die Untersuchungsprotokolle sind in QM-Dokumenten in einem für alle Mitarbeitenden elektronisch zugänglichen Ordner hinterlegt, so dass von allen PACS-Arbeitsstationen Zugriff auf die Protokolle möglich ist.
  • Die MR-Betriebszeiten wurden ausgeweitet und die Aufgaben des MR-Tagesmanagers (Kaderarzt) als Ansprechperson erweitert (Niveau: OA oder LA). Jeweils montags bis freitags, von 7.30 bis 21.00 Uhr ist die Ansprechperson, die für alle MRI-Anforderungen und Fragen im MRI zuständig ist, verfügbar. 
  • Die im MRI-Nord etablierten Protokolle wurden sukzessive auf die Aussenstellen der Neuroradiologie in der Bilddiagnostik Wollishofen und im Wagi-Areal in Schlieren ausgerollt. Das erleichtert die systematische Analyse von Erkrankungen, da die relevanten Untersuchungsprotokolle in Abhängigkeit der Erkrankung des jeweiligen Patienten in allen Standorten der Neuroradiologie vergleichbar durchgeführt werden.

Durch die verschiedenen Massnahmen konnten bereits in der ersten Umsetzungsphase die Qualität der Planungsabläufe und die Untersuchungszahlen im MR-Zentrum Nord um 6 Prozent gegenüber 2017 gesteigert werden, dies bei einer Erweiterung der Betriebszeiten um 12 Stunden pro Woche.

Quelle: Klinik für Neuroradiologie, Prof. Dr. Christoph Stippich, Klinikdirektor, PD Dr. Andrea Bink, Leitende Ärztin