Berichte 2017

Transplantationszentrum am USZ

Seit 1964 werden im USZ Organe transplantiert. Bei Organtransplantationen sind sehr viele verschiedene Fachpersonen und Dienste involviert. Vor elf Jahren wurde deshalb das Transplantationszentrum gegründet, um Synergien zu nutzen und Schnittstellen zu optimieren.

Das Transplantationszentrum Zürich ist das grösste der insgesamt sechs Schweizer Zentren. Ein Drittel aller Transplantationen in der Schweiz wird am USZ durchgeführt.

Anzahl Patienten seit 2008

Quelle: The Swiss Transplantation Cohort Study, Annual Report, www.stcs.ch

Transplantierte solide Organe am USZ in 2018

Im Jahr 2018 wurden am USZ insgesamt 196 solide Organe transplantiert (2017: 208); 32 Patientinnen und Patienten sind auf der Warteliste für Organtransplantationen verstorben (2017: 31)

Umfassende Betreuung

Zentraler Pflegeschwerpunkt bei allen transplantierten Patienten ist die Befähigung im Selbstmanagement. Dafür wird eine strukturierte Patientenedukation angeboten, die auf die individuelle Situation angepasst und auf Wunsch mit Angehörigen zusammen durchgeführt wird. Mit dem Ziel, bei allen Patienten ab Eintritt systematisch neuste Therapiestandards anzuwenden, wurden die im Patientendokumentationssystem hinterlegten Therapiestandards in Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Ärzten und Therapeuten angepasst.

Auf den Stationen wurden insgesamt 846 Konsilien bei 479 Patientinnen und Patienten vom Pflegeteam durchgeführt. In der ambulanten Sprechstunde wurden 157 Patientinnen und Patienten betreut. Sie nahmen insgesamt 626 Konsultationen in Anspruch. Zudem sind die Mitarbeitenden des Teams an den interdisziplinären Fallbesprechungen auf den Abteilungen und den Leistungskolloquien beteiligt.

Allen Transplantationspatienten wird eine psychiatrische und psychotherapeutische Betreuung angeboten. Diese erfolgt vom ersten Beratungsgespräch an, über die Wartezeit und dem postoperativen Spitalaufenthalt bis hin zum späteren Verlauf möglichst durch die gleiche Fachperson. In die Beratungen sind auch die Angehörigen einbezogen. Ausserdem werden psychosoziale Abklärungen von Spendern durchgeführt.

Qualitätssicherung

Jede Transplantation ist inhärent mit einem gewissen Risiko assoziiert. Es geht also immer darum, eine sorgfältige Abwägung zwischen der limitierten Verfügbarkeit von Organen und dem Wohl eines Patienten, einer Patientin, zu treffen. Eine «Adjustierung» mittels «Auswahl» der möglichen «Risiken» und der Ablehnung einer Aufnahme auf die Warteliste stellt bei einer zu strikten Auslegung eine existentielle Entscheidung für betroffene Patienten dar. Diese Überlegungen sind immer sehr anspruchsvoll im Hinblick auf eine faire Chance für alle Patientinnen und Patienten.

Im Rahmen der Qualitätssicherung werden die Transplantationsprozesse und die Ergebnisse der Transplantationen regelmässig überprüft und ausgewertet. Damit liegen Grundlagen vor, um allfällige Massnahmen zur Verbesserung oder Optimierung zu definieren.

Zur Auswertung dienen die Daten der Schweizerischen Transplantationskohortenstudie (STCS). Darin werden seit 2008 sämtliche transplantierte Patientinnen und Patienten erfasst. Diese jährlich publizierten Daten lassen sich nur deskriptiv interpretieren. Ende 2016 wurde deshalb ein nationales Benchmark-Projekt ins Leben gerufen, das die Vergleichbarkeit mit risikoadjustierten Daten für die Leber- und Lungentransplantationen ermöglicht. Im Projekt sollten die nicht risiko-adjustierten Unterschiede der Überlebenskurven im Rahmen der Schweizerischen Transplantationskohortenstudie (STCS) analysiert werden. Miteinbezogen wurden dabei verschiedene Faktoren wie zum Beispiel die Schwere der Erkrankung zum Zeitpunkt der Transplantation.

Die einzelnen Transplantationsprogramme am USZ

  • Die allogenen Knochenmarktransplantationszahlen erreichten mit 67 einen neuen Höchststand (2017 = 55, 2016 n = 56, 2015 n = 58). Die häufigsten Indikationen für die allogene Stammzelltransplantation bleiben weiterhin unverändert die myeloischen Neoplasien (insgesamt 67%; akute myeloische Leukämie n=31, myelodysplastische Syndrome und myeloproliferative Neoplasien n=14). Die kumulative Transplantations-assoziierte 1-Jahres-Mortalität war mit 8 Prozent weiterhin tief (Referenz: Die durchschnittliche 1-Jahres-Mortalität der Schweizer Zentren betrug 14 Prozent für 2015-2017). Auch im Bereich der autologen Stammzelltranplantation wurde im Jahr 2018 eine neue Höchstzahl an Transplantationen (n=107) verzeichnet.
  • Im Jahr 2018 erreichte die Anzahl der Herztransplantationen mit 16 annähernd das Rekordergebnis vom Vorjahr mit 17 Herztransplantationen. Ein Drittel der 2018 herztransplantierten Patienten war zuvor mit einem Herzunterstützungssystem bis zur Transplantation unterstützt worden. Im USZ waren die nicht adjustierten Überlebensraten vergleichbar mit denen in anderen Schweizer Zentren.
  • Im Jahr 2018 wurden insgesamt 19 Lungentransplantationen durchgeführt, davon eine pädiatrische, mehrheitlich unter Verwendung einer perioperativen ECMO. Es wurden 44 Patienten zur Lungentransplantation abgeklärt, davon drei zur Herz-Lungen-Transplantation und zwei Kinder. Insgesamt wurden 23 Patienten in die Warteliste aufgenommen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden wieder deutlich mehr Patienten zur Abklärung zugewiesen. Der Anteil von Patienten mit Cystischer Fibrose ist gegenüber früheren Zeiten weiterhin sehr tief. Dank neuer CFTR-Modulator-Therapien kann häufig auch bei Patienten mit schwerer CF-Pneumopathie eine Stabilisierung oder sogar Verbesserung des Gesundheitszustands erreicht werden. Das nationale Benchmarking-Projekt der STCS (Swiss Transplant Cohort Study) zur Lungentransplantation mit den Daten aus den Jahren 2008 bis 2015 wurde abgeschlossen. Folgende Resultate liegen vor:
    – Der internationale Vergleich zeigt, dass die Ergebnisse der Lungentransplantation am USZ im europäischen und internationalen Durchschnitt liegen.
    – Im nationalen Vergleich waren die Überlebensraten gewisser Patientengruppen am USZ tiefer. Eine detaillierte Analyse zeigte Unterschiede sowohl bei der Indikation (Patientenselektion), dem Risiko wie auch beim Alter der Patienten zwischen den beiden Schweizer Zentren auf.
    – Der risikoadjustierte Vergleich zeigte hingegen keinen Unterschied sowohl in der Gruppe der Patienten mit einem günstigen Risiko als auch in der Gruppe mit dem höchsten Risiko zwischen den beiden Zentren.
    – Zudem sind die Kurz-und Langzeitüberlebensdaten der pädiatrischen Lungentransplantationen (werden alle im USZ transplantiert) im internationalen Vergleich sehr gut.
  • Im Jahr 2018 wurden 54 Lebertransplantationen in Zürich durchgeführt (in der Schweiz waren es insgesamt 156 Lebertransplantationen), davon 12 Lebertransplantationen nach DCD Spende (Spende nach Kreislaufstillstand) und vier Lebendlebertransplantationen. Alle DCD Lebern wurden routinemässig in Zürich optimiert durch eine Ex-vivo-Leberperfusion (Hypothermic Oxygenated PErfusion, HOPE). Der risikoadjustierte Vergleich zwischen den verschiedenen nationalen Zentren zeigte keinen Unterschied in den Überlebensraten. Dies sowohl in der Gruppe der Patienten mit einem günstigen Risiko als auch in der Gruppe mit deutlich erhöhtem Risiko.
  • Im 2018 wurden wie bereits im Vorjahr insgesamt 100 Nieren transplantiert, was einer hohen Fallzahl entspricht. Insgesamt wurden 30 Lebendnierentransplantationen durchgeführt. Das ist eine deutliche Zunahme gegenüber 2017. Im USZ waren die nicht risikoadjustierten Überlebensraten vergleichbar mit denjenigen anderer Schweizer Zentren.
  • Im Jahr 2018 wurden fünf kombinierte Pankreas/Nierentransplantationen durchgeführt. Damit liegt das USZ weiterhin im europäischen Durchschnitt. Die chirurgischen Standards konnten trotz niedrigen Fallzahlen hochgehalten werden. 2018 war bei keinem Patienten nach kombinierter Transplantation eine Reoperation notwendig, alle Organe zeigten eine sofortige Funktionsaufnahme. Analog zu den singulären Nierentransplantationen ist die Stabilität des Teams massgebend an den guten Resultaten verantwortlich.

Quelle: Transplantationszentrum USZ, Prof. Dr. Nicolas Müller, Leiter