Mortalitätsraten im Spital erfordern eine differenzierte Betrachtung, um zu verstehen, was genau geschehen ist. Sie dürfen nicht als Ranking verstanden werden.
Basis für die Mortalitätsstatistik sind Kodierdaten, die wie in allen Spitälern nach nationalen Vorgaben und Richtlinien erhoben werden und die zudem vom schweizerischen Bundesamt für Gesundheit (BAG) seit 2009 veröffentlicht werden. Die Spezifikationen (CH-IQI Version 5.1) beruhen auf der gleichen Statistik wie jene der Initiative Qualitätsmedizin.
Die Daten sind risikoadjustiert nach Alter und Geschlecht, was für die Darstellung statistischer Auffälligkeiten und einer internen Analyse bis auf Ebene der Einzelfälle ausreicht. Für Qualitätsvergleiche werden in dieser Statistik die unterschiedlichen Risiken der Patientinnen und Patienten nicht berücksichtigt. So ist der Schweregrad einer Erkrankung nicht immer gleich, auch haben Patienten verschiedene Begleiterkrankungen, die entweder schon vor dem Spitalaufenthalt bestanden, vielleicht aber auch erst dort aufgetreten sind. Weitere Faktoren wie die Indikationsqualität oder die Qualität der Dokumentation müssen miteinbezogen werden. Die Initiative Qualitätsmedizin (IQM) entwickelt aus diesen Überlegungen heraus ein Konzept für Risikoadjustierung, damit ein belastbarer oder objektiver Vergleich möglich wird.
Beispiel eines Peer-Review-Verfahrens in der Klinik für Viszeralchirurgie
2018 wurden 16 Krankenakten von Patientinnen und Patienten, die nach einer kolorektalen Resektion verstorben sind, genau analysiert. In einem ersten Schritt haben Ärzte und Pflegende aus den Bereichen der Klinik für Viszeralchirurgie, dem Institut für Intensivmedizin und dem Institut für Notfallmedizin die Krankenakten detailliert geprüft und diskutiert. Danach haben sechs externe Peers aus schweizerischen und deutschen Spitälern, Pflegende und Ärzte die gleichen Unterlagen eingesehen und mit den Fachkräften des USZ besprochen. Die externen Peers gaben in der Folge den beteiligten Ärzten und der Spitaldirektion eine Rückmeldung zur Qualität der medizinischen Versorgung und der organisatorischen Abläufe. Das Peer-Review-Verfahren hat gezeigt, dass der Grund für die erhöhte Sterblichkeit in erster Linie daran lag, dass es sich um hoch selektionierte Risikopatienten mit einer sehr schlechten Prognose handelte.
14 der 16 analysierten Patienten, die nach kolorektaler Resektion gestorben sind, waren Notfälle. Dieses Kollektiv entspricht dem hochselektierten Spektrum eines Universitätsspitals.