Berichte 2017

Senkung der im Spital erworbenen Infektionsraten

Rund 75’000 hospitalisierte Patientinnen und Patienten in der Schweiz erleiden jährlich während eines Spitalaufenthalts eine infektiöse Komplikation. Vor allem operative Eingriffe, die Einlage von Gefäss- oder Urinkathetern und künstliche Beatmung sind mit einem Infektionsrisiko verbunden. Diese im Spital erworbenen Infektionen (nosokomiale Infektionen) können zu verlängerten Spitalaufenthalten führen mit zusätzlichen Interventionen und hohen Kosten für das Spital und die Betroffenen. Verschiedene Studien zeigen, dass sich bis zu 70% der nosokomialen Infektionen verhindern lassen.

2016 wurde am USZ das ehrgeizige Ziel formuliert, bis 2018 die Rate der nosokomialen Infektionen auf 5% zu senken. Damit startete die 5%-Offensive gegen die fünf häufigsten spitalerworbenen Infektionsarten. Das Team der Infektionsprävention und Spitalhygiene am USZ hat ein Metrik-System erarbeitet, das die Infektionsrate und den Umsetzungsgrad von je zwei bis drei wichtigen Präventionsmassnahmen permanent misst. Diese Resultate dienen der Steuerung und Erfolgsmessung der 5%-Offensive. Die Klinikverantwortlichen setzen die Präventionsmassnahmen in ihren Bereichen um.

Jährliche Punktprävalenzmessung am USZ

Seit 2013 finden an einem Stichtag im Frühjahr die jährlichen Punktprävalenzmessungen von spitalerworbenen Infektionen am USZ statt. Die Punktprävalenzmessung erhebt den Anteil hospitalisierter Patientinnen und Patienten, die an diesem bestimmten Tag eine spitalerworbene Infektion aufweisen.

Punktprävalenz von Patienten mit einer nosokomialen Infektion in Prozent

Quelle: Spitalhygiene, Prof. Dr. med. Hugo Sax, Leiter, Dr. med. Aline Wolfensberger

Das gesteckte Ziel von unter 5% wurde im Jahr 2018 mit 5.6% nur knapp verpasst. Bei 46 von 827 untersuchten Patientinnen und Patienten wurden 54 nosokomiale Infektionen nachgewiesen. Wie bereits 2017 bei der nationalen Punktprävalenzerhebung war das USZ auch 2018 das Universitätsspital mit der tiefsten Infektionsrate.

Die Grafik zeigt die Verteilung der verschiedenen spitalerworbenen Infektionen.

Anzahl und Verteilung der spitalerworbenen Infektionen

Quelle: Spitalhygiene, Prof. Dr. med. Hugo Sax, Leiter, Dr. med. Aline Wolfensberger

Wundinfektionen
Pneumonien & Infektionen der unteren Atemwege
Harnwegsinfektionen
Bakteriämien
Infektionen des Gastrointestinaltrakts
Systemische Infektionen
Andere Infektionen

Postoperative Wundinfektionen und Umsetzungsgrad der präventiven Massnahmen

Postoperative Wundinfektionen sind die häufigsten nosokomialen Infektionen am USZ.

Eine kontinuierliche Inzidenzmessung von postoperativen Wundinfektionen in der Herz- und Gefässchirurgie und der Viszeralchirurgie im Rahmen der Swissnoso/ANQ SSI Surveillance wird alljährlich publiziert. Bei der untenstehenden Grafik werden die oberflächlichen Wundinfektionen aufgrund ihrer geringen Konsequenz nicht ausgewiesen.

Postoperative Wundinfektionen in Prozent

Quelle: Spitalhygiene, Prof. Dr. med. Hugo Sax, Leiter, PD Dr. med. Stefan Kuster

Eingriff 2018 2017 2016 «übrige Schweiz» 2018 Unterschied für 2018 signifikant
Appendektomie 2.0 3.3 1.0 2.3 nein
Kolonchirurgie 6.0 13.4 7.8 9.2 nein
Herzchirurgie Die herzchirurgischen Eingriffe erfordern eine Überwachungsdauer von zwölf Monaten; deshalb sind die Zahlen von 2018 noch nicht verfügbar. 3.0 3.8 2.6 Wert für 2017 nein

Herzchirurgie

2018 2017
2.0 3.3

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Bei der Swissnoso/ANQ SSI Surveillance zeigten sich im Vergleich zur Vorperiode keine signifikanten Veränderungen.

Der Anteil der korrekten Applikationen der Antibiotikaprophylaxe in allen OP-Abteilungen betrug 71 Prozent (Beobachtungszeitraum von Februar bis April  2018).

Urinkatheter-assoziierte Harnwegsinfektionen (CAUTI)

Aufgrund noch fehlender Schnittstellen mit der Inbetriebnahme des Patienten-Daten-Monitoring-Systems (PDMS) im Institut für Intensivmedizin und im Institut für Anästhesie wurde die kontinuierliche Erhebung der Daten für die spitalerworbenen Infektionen unterbrochen. Dies führt dazu, dass Resultate nur für das erste Halbjahr 2018 (Messperiode 01.01.2018–31.05.2018) ausgewiesen werden können.

Mit absolut 45 CAUTI in den ersten fünf Monaten 2018 war die CAUTI-Rate 0.39 pro 1’000 Patiententage. Die zahlenmässige Abnahme gegenüber 2017 und 2016 könnte Zufall sein, da diese Veränderung statistisch nicht signifikant ist. Die Anzahl Kathetertage im Verhältnis zu den Patiententagen hat zugenommen. Die Kathetertage geben Auskunft über die Häufigkeit, mit der Dauerkatheter eingesetzt werden. Ein Grund für einen Dauerkatheter fand sich in einer Stichprobe bei 320 Urinkathetern in 92%, d. h., fast jeder zehnte Dauerkatheter hätte entfernt werden müssen.

CAUTIs in Prozent/ 1000 Patiententage

Quelle: Spitalhygiene, Prof. Dr. med. Hugo Sax, Leiter, PD Dr. med. Stefan Kuster

Zentralvenenkatheter (ZVK)-assoziierte Bakteriämien (CLABSI)

Die Infektionsprävention und Spitalhygiene des USZ überwacht seit 2015 semiautomatisiert die Zentralvenenkatheter-assoziierten Bakteriämien in Analogie zur Überwachung der Urinkatheterinfektionen.

CLABSIs in Prozent/ 1000 Patiententage

Quelle: Spitalhygiene, Prof. Dr. med. Hugo Sax, Leiter, Dr. med. Peter Schreiber

In der Messperiode 01.01.–31.05.2018 wurden im gesamten USZ 28 CLABSI registriert, dies entspricht einer Infektionsrate von 0.24 CLABSI pro 1’000 Patiententage. Die leichte Abnahme im Vergleich zum Vorjahr (Messperiode 01.01.–31.12.2017) ist statistisch nicht signifikant, d. h., der Unterschied kann durch Zufall zustande gekommen sein.

Seit Einführung des Monitorings der Katheterdichte werden zentralvenöse Katheter statistisch signifikant häufiger eingesetzt. Der Grund ist aus den vorhandenen Daten nicht ablesbar. In Zukunft wird der Grund für den Kathetereinsatz täglich dokumentiert, was eine vertiefte Analyse erlauben wird.

Pneumonien bei nicht beatmeten Patienten (nvHAP)

Lungeninfektionen bei nicht-ventilierten Patientinnen und Patienten (non-ventilator-associated hospital-acquired Pneumonia [nvHAP]) gehören zu den häufigsten spitalerworbenen Infektionen.

Prozent an Patienten mit nicht-ventilator-assoziierte Pneumonie pro Austritt

Quelle: Spitalhygiene, Prof. Dr. med. Hugo Sax, Leiter, Dr. med. Aline Wolfensberger

Von den 42’184 im Jahr 2018 im USZ hospitalisierten Patientinnen und Patienten entwickelten 268 eine solche Lungeninfektion. Dies entspricht einer Rate von 0.64% und ist somit gegenüber dem Vorjahr (0.61%) unverändert. Seit Frühling 2018 wird in Kliniken mit besonders anfälligen Patienten ein im USZ neu entwickeltes Bündel an Präventionsmassnahmen gegen nvHAP umgesetzt, das u. a. so einfache, aber wichtige Dinge wie tägliches Zähneputzen beinhaltet. Die Klinik für Geriatrie hat als erste Klinik im Februar 2018 mit der Umsetzung begonnen und konnte die Anzahl dieser Infektionen von 7 im Jahr 2017 auf 0 im Jahr 2018 senken.

Händehygiene

Die Händedesinfektion ist die wichtigste Massnahme, um die Übertragung von Erregern zwischen Patientinnen und Patienten zu verhindern. Die verbrauchte Menge (in ml) von Händedesinfektionsmitteln (HDM) pro Pflegetag ist ein Mass der Umsetzung dieser Massnahme.

Der Verbrauch von Händedesinfektionsmittel ist von Abteilung zu Abteilung (Intensivstation [IPS], Intermediate Care [IMC], Normalstation) unterschiedlich, was die Intensität der Betreuung dieser Patienten widerspiegelt. Über alle Abteilungen ist der Verbrauch über die Jahre hinweg tendenziell ansteigend. Im internationalen Vergleich sind diese Verbrauchszahlen am USZ überdurchschnittlich hoch, wobei noch immer viel Verbesserungspotenzial besteht.

Händealkoholverbrauch

Quelle: Spitalhygiene, Prof. Dr. med. Hugo Sax, Leiter, Marie-Therese Meier

Durchschnittlicher Verbrauch pro Tag und Patient in ml 2018 2017 2016 2015 2014
Intensivstationen und Neonatologie 300 274 258 245 242
Intermediate Care Stationen (IMC) 168 174 178 152 150
Bettenstationen 67 63 61 56 52

Intensivstationen und Neonatologie

Durchschnittlicher Verbrauch pro Tag und Patient in ml
2018 2017
300 274

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Schutz der Patientinnen und Patienten vor viralen Atemwegserkrankungen

Respiratorische Viren treten saisonal gehäuft in der Winterzeit auf, sie sind aber ganzjährig für Atemwegserkrankungen verantwortlich. Die Patientenpopulation eines Akutspitals ist besonders gefährdet für schwere Verläufe dieser Infektionen. Neben Isolationsmassnahmen und persönlichen Schutzmassnahmen sind die sogenannte «Hustenetikette» (Maske tragen bei Erkältungssymptomen, zu Hause bleiben bei Fieber) und die Grippeimpfung für Spitalmitarbeitende wichtige Massnahmen, um Übertragungen zu verhindern.

Insgesamt ist der Anteil an Mitarbeitenden, die sich in der Saison 2017/2018 impfen liessen, gegenüber dem Vorjahr stabil. Die Impfquote ist weiterhin sehr tief, auch im Vergleich zu anderen Spitälern. Sie liegt bei 22.4% bei Mitarbeitenden mit direktem Patientenkontakt.

Grippe-Impfstatistik 2018

Quelle: Klinik und Poliklink für Innere Medizin, Prof. Dr. med. Edouard Battegay, Klinikdirektor, Dr. med. Silvana Rampini Speck

Anzahl Mitarbeitende 2018 davon Geimpft (n) Geimpft (%) 2017 davon Geimpft (n) Geimpft (%)
mit direktem Patientenkontakt 5498 1231 22.4 5436 1195 22
Ärzte 1700 623 36.6 1588 635 40
Pflege 2943 416 14.1 2932 385 13.1
MTTB 855 192 22.5 916 175 19.1
ohne direkten Patientenkontakt 2634 328 12.5 2601 319 12.3
alle 8132 1559 19.2 8037 1514 18.8
2018 davon Geimpft (n)
5498 1231

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Zur Steigerung der Impfrate vor allem bei Pflegefachpersonen wurde im Herzzentrum am USZ eine Kampagne gestartet. Die Mitarbeitenden sollten dabei zur Impfung motiviert werden, ohne bei ihnen moralischen Druck aufzusetzen. Ausserdem sollten die Impfungen niederschwellig direkt auf den Abteilungen erfolgen. Die Massnahmen haben zu einer deutlich besseren Impfquote geführt:

  • Der Anstieg an Impfungen beim Pflegedienst nahm im Vergleich zum Vorjahr überdurchschnittlich um 7.3% zu: Die Quote betrug 18.1% im Vergleich zur durchschnittlichen Quote von 14.1% im USZ.

Aufgrund der erfolgreichen Wirkung dieser Intervention soll sie in Zukunft auch für weitere Bereiche im USZ angeboten werden. Bereits haben sich verschiedene weitere Kliniken der Kampagne angeschlossen.