Wenige Menschen, die mit HIV-1 infiziert sind, entwickeln als Reaktion ihres Immunsystems auf die Infektion sogenannte breit neutralisierende Antikörper (bnAb). Den bnAb gelingt es, verschiedenste Virusvarianten zu hemmen (neutralisieren), indem sie sich an bestimmte, konservierte Strukturen des HIV-1 Hüllproteins (Antigene) an der Virusoberfläche binden; also an Strukturen, die sich kaum ändern, auch wenn der Erreger selbst mutiert. Das Hüllprotein von HIV-1 ist sehr variabel. Dass bnAb die wenigen konservierten Stellen erkennen, gibt ihnen eine hohe Bedeutung in der Impfstoffentwicklung, da solche Antikörper alle auftretenden Subtypen von HIV-1 hemmen könnten. Weltweit arbeitet man angestrengt daran, solche bnAb durch eine Impfung mit einem modifizieren HIV-1 Hüllprotein hervorzurufen, um damit gegen die HIV-1 Infektion zu schützen. Leider ist das bis jetzt noch nicht gelungen. Ein Grund dafür ist, dass auch die Faktoren, die bestimmen, ob eine Person während der HIV-1 Infektion bnAb entwickelt, noch nicht vollständig bestimmt werden konnten. Insbesondere ist nicht bekannt, wie die Virusmerkmale dazu beitragen. Nicht jedes Virus hat vermutlich die gleiche Kapazität, eine bnAb Antwort hervorzurufen.
Hier setzt eine interdisziplinäre Studie der Forschungsgruppen um Roger Kouyos (Biomathematiker, USZ, UZH), Huldrych Günthard (Infektiologe, USZ, UZH) und Alexandra Trkola (Virologin, UZH) an. Die Forscherinnen und Forscher definierten zuerst eine grosse Kohorte potentieller HIV-1-Übertragungspaare innerhalb der Schweizerischen HIV-Kohorten-Studie (www.shcs.ch). Da bei einer Übertragung beide Partner durch fast idente Virusstämme infiziert sind, sollte so untersucht werden, wie ähnlich die Immunreaktion auf dieses Virus in verschiedenen Menschen ausfällt, und ob diese Reaktion erkennen lässt, ob sich der HIV-1-Stamm, mit dem jemand infiziert ist, auf die Art und Breite der Reaktion auswirkt.